Der dritte Abend der Reihe Energie Lounge des Energieinstituts Vorarlberg am 17.11.2021 beschäftigte sich mit dem Thema Europäischer Grüner Deal und Zirkuläres Bauen. Nach zwei Impulsreferaten von Experten folgte eine Podiumsdiskussion mit Fragen aus dem Publikum. Die Energie Lounge wurde vom Energieinstitut Vorarlberg gemeinsam mit dem vai Vorarlberger Architektur Institut und dem vorarlberg museum in Kooperation mit der Europa Initiative „Wir sind Europa!“ organisiert.
Mit welchen Denk- und Lösungsansätzen können wir dem Klimawandel wirksam entgegentreten? Wie kann der Lebenszyklus von Gebäuden verlängert werden? Und wie können Baustoffe wiederverwendet werden? Um diese und andere Fragen drehte sich der dritte Abend der Energie Lounge.
Denkfallen in der Diskussion zum Klimawandel
David Stadelmann, Professor für Entwicklungsökonomie an der Universität Bayreuth, schilderte in seinem Impulsreferat vier Denkfallen, in die man bei der Diskussion des Klimawandels leicht stolpern kann. Eine davon ist die „Do it yourself Denkfalle“: Diese geht davon aus, dass Europa allein den Klimawandel stoppen und die Welt retten kann, was jedoch nicht möglich ist, da Europa nur für einen kleinen Teil des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich ist. Die „Mengen Denkfalle“ zeigt auf, dass es nicht auf die Menge an grüner Energie ankommt, sondern auf den Wert der erzeugten grünen Energie. Weitere Denkfallen sind die Höhe der Folgekosten durch den Klimawandel sowie die vermeintlichen Industrievorteile, die man sich durch Klimapolitik schaffen kann. Nur durch eine ganzheitliche und nachhaltige Betrachtung aller Lebensbereiche können Wege aus der Klimakrise gefunden werden.
Zirkuläres Bauen – Wiederverwertung von Baumaterialien
Daniel Stockhammer, Professor an der Universität Liechtenstein und Experte für zirkuläres Bauen, brachte in seinem Referat spannende Beispiele für die mögliche Wiederverwertung von alten Gebäuden oder Baumaterialien: So könnte beispielsweise das neue Dach der Kathedrale Notre-Dame aus mehreren Dächern von Kirchen in Frankreich, die abgerissen werden sollen, zusammengesetzt werden. Auch eine alte, nicht mehr gebrauchte Brückenkonstruktion in Porto könnte an einem anderen Ort in der Stadt aufgebaut und zu einer neuen Sehenswürdigkeit werden. Ein großes Ziel in der Baubranche sollte sein, dass die Gebäude nach Ablauf ihrer Funktionsdauer rückgebaut und die Baumaterialien wiederverwendet werden können, sodass der Anteil von Baumaterialien, die auf der Mülldeponie landen, möglichst gering ist.
Spannende Podiumsdiskussion
Mit den beiden Referenten diskutierten anschließend Anna Hilti, Geschäftsführerin von Hilti & Jehle, und Verena Konrad vom Vorarlberger Architektur Institut unter der Moderation von Harald Gmeiner vom Energieinstitut Vorarlberg. Anna Hilti erläuterte dabei u.a., dass das Aushubmaterial – also Erde – den größten Teil des Bauschutts ausmacht und hohe Entsorgungskosten verursacht. Angestrebt werden soll, die Funktionsdauer von Gebäuden durch vielseitigere Nutzungsmöglichkeiten zu verlängern. Verena Konrad betonte, dass eine Kreislaufwirtschaft im Baubereich nur von allen Beteiligten gemeinsam gefördert und erreicht werden kann. Das Publikum beteiligte sich ebenfalls rege an der Diskussion.