Mit Big Data und Algorithmen im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung und den damit verbundenen Chancen und Risiken beschäftigte sich die Hochschulprofessorin Isabel Zorn in ihrem Online-Vortrag beim Schloss Hofen Lehrgang Radikalisierungsprävention – Digitale Welten. Die Veranstaltung wurde vom Weiterbildungszentrum Schloss Hofen in Kooperation mit EUROPE DIRECT Vorarlberg durchgeführt.
Sensibler Umgang mit eigenen Daten
Eine Umfrage zum Einstieg in das Thema ergab, dass knapp 20% aller Teilnehmer/innen bereits eigene Erfahrungen mit Datenmissbrauch im Netz gemacht haben. Die Verarbeitung und teilweise unerlaubte Weitergabe von Daten ist also keine Ausnahme im Netz. Die Expertin Isabel Zorn empfiehlt in diesem Zusammenhang eine „digitale Selbstverteidigung“ mit datensicheren Apps. Sie macht darauf aufmerksam, dass große Player im Bereich Soziale Medien nur aufgrund von 10 „Likes“ grundlegende Daten und Präferenzen von Einzelpersonen herleiten können. Ein äußerst sensibler Umgang mit der Veröffentlichung eigener Daten im Sinne eines „virtuellen Identitätsmanagements“ ist daher ratsam.
Künstliche Ergänzung versus persönliche Datenauswertung
Auch wenn die Treffsicherheit einer automatischen Auswertung von Daten teilweise höher sein kann als eine persönliche Auswertung, besteht das Risiko von strukturell diskriminierenden Algorithmen. Die Sammlung und Auswertung von Big Data kann sich z.B. durch Maßnahmen im Förder- oder Arbeitsbereich auf Individuen auswirken. Deshalb sollte eine automatisierte Datenanalyse mit einer individuellen Bewertung und Entscheidung durch einen Menschen ergänzt werden. Dieses Spannungsfeld – künstliche Intelligenz versus persönliche Expertise – zieht sich durch viele Bereiche der Digitalisierung, v.a. im Sozialbereich oder auch in der Polizeiarbeit.
Analyse und Bewertung gesammelter Daten
Eine weitere Gefahr sieht Isabel Zorn darin, dass scheinbar neutrale Daten zu normativen Setzungen werden können, indem z.B. von der Schrittanzahl eines Mitarbeitenden bei der Arbeit auf dessen Produktivität geschlossen wird oder durch die GPS-Auswertung von Fahrzeugen. Solche Rückschlüsse ohne die Berücksichtigung weiterer Faktoren sind nicht zielführend und nicht immer zulässig, auch wenn sie rechtlich erlaubt sind. Fakt ist zudem, dass eine zunehmende Digitalisierung nicht zu mehr Gleichberechtigung führt, sondern die bestehenden Ungleichheiten und die Wissenskluft zwischen den Menschen verstärkt. Voraussetzung für eine unbedenkliche Nutzung der Sozialen Medien und Digitalisierung ist, dass man die dahinterstehenden Mechanismen versteht und entsprechend beachtet.
Referentin Isabel Zorn
Prof. Dr. Isabel Zorn ist Leiterin des Forschungsschwerpunkt DITES – Digitale Technologien und Soziale Dienste an der TH Köln und Mitglied des Forschungsschwerpunkts „Medienwelten“.