Wie viel Öko braucht es in der Landwirtschaft? Um diese Frage ging es gestern bei einer „EU-Gipfeltour“ auf den Dobratsch. Die Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich und die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik unternehmen heuer in jedem Bundesland eine Wanderung, um über zentrale EU-Politiken zu diskutieren.
Am Dobratsch waren neben EU-Botschafter Martin Selmayr und ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt u. a. Landtagspräsident Reinhart Rohr, Hans Mikl von der Landwirtschaftskammer, Christian Waldmann von der Landarbeiterkammer für Kärnten und Bernhard Rebernig vom Ökosozialen Forum mit von der Partie – ebenso wie Schülerinnen und Schüler der HBLA Pitzelstätten mit ihrer Professorin. Organisiert wurde die Tour mit Unterstützung von Europe Direct Kärnten.
„50 % der Fläche der EU werden land- und forstwirtschaftlich genutzt, in Österreich sind es 87 %“, unterstrich Selmayr. „Es ist ein großer Schatz, dass wir das haben.“ Er verwies aber auch darauf, dass die Landwirtschaft für 10 % der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich ist. Sie spielt daher eine wichtige Rolle im Hinblick auf die erfolgreich Umsetzung des Grünen Deals, mit dem Europa bis spätestens 2050 klimaneutral werden möchte. Die EU hat bereits eine Reihe von Initiativen verabschiedet, um Nachhaltigkeit und ökologische Ausrichtung des Agrarsektors zu stärken. So soll der Anteil der biologischen Landwirtschaft im EU-Durchschnitt bis 2030 von derzeit rund 10 % auf 25 % steigen. Dass die Quote erreichbar ist, zeigt Österreich vor: Hierzulande wird bereits jetzt ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch genutzt. Österreich ist damit Spitzenreiter in der EU. Die Europäische Kommission peilt zudem eine Reduktion des Einsatzes von Pestiziden um 50 % bis 2030 an. Auf dieser Basis sollen die Mitgliedstaaten nationale Ziele festlegen. Selmayr verwies darauf, dass sie dabei die bisherigen Fortschritte in Betracht ziehen dürfen. „Es werden also keineswegs alle EU-Länder über einen Kamm geschoren.“ Das nationale Ziel soll zumindest eine Senkung um 35 % vorsehen.
ÖGfE-Generalsekretär Schmidt verwies darauf, dass Öko- und Bio-Labels das Bewusstsein der Konsumenten für Umweltschutz und Nachhaltigkeit schärfen. Aber: „Auch ökologische Produkte müssen leistbar sein“. Kammeramtsdirektor Mikl argumentierte ähnlich und prognostizierte: „Die ökologische Produktion wird zunehmen. Aber nur in dem Ausmaß, wie der Konsument bereit ist, dafür zu bezahlen.“
Fotos: Vertretung der EU-Kommission in Ö./APA-Fotoservice/Fessl