Elena Sezer – 22 Jahre, ursprünglich aus Vorarlberg, momentan noch wohnhaft in Burgos (Spanien), mehrere Jahre Erfahrung in europäischer Freiwilligenarbeit (ESK) und bei Mobilitätsprojekten der EU (Erasmus+)
“In Vielfalt geeint.”, ist das offizielle “Motto” der Europäischen Union seit dem Jahr 2000. Als aus dem Jahrgang 2001 stammende EU-Bürgerin bin ich mit der Existenz der EU groß geworden, konnte in den Nachrichten Debatten, Änderungen, Aus- und Eintritte verfolgen und viele verschiedene Meinungen und Streitigkeiten mitbekommen.
Ein wirkliches Verständnis für Europa und die EU zu entwickelte ich jedoch erst nach meiner Schulzeit.
Ich verfasse diesen Text, während ich mein Freiwilliges Soziales Jahr in Burgos, Spanien beende. Es ist nicht mein erster internationaler Freiwilligendienst. Seit ich das Programm des „Europäischen Solidaritätskorps“ (ESK) dank einer Jugendinformationsstelle in Vorarlberg kennengelernt habe, hat sich mein Blick auf Europa, Länder und Grenzen verändert und geweitet.
Ganz plötzlich ist es so normal, täglich meine WhatsApp Unterhaltungen in vier verschiedenen Sprachen zu checken, mich über Skype mit einer Kollegin aus Litauen über ein Solidaritätsprojekt in Rumänien auszutauschen oder am Mittagstisch die Einzige meiner Nationalität zu sein.
Dann fahre ich hier eine halbe Stunde durch die spanische Provinz Kastilien durch mehr als fünf komplett leerstehende Dörfer. Esse mit meiner Arbeitskollegin, die mir von den Ständen aus ihrer kroatischen Stadt erzählt, welche durch den Tourismus im Sommer „vermietet“ werden müssen. Oder sitze auf dem Sofa mit meinem süditalienischen Mitbewohner, dessen Freund wegen eines Mafiaüberfalls auf der Intensiv liegt.
Erst jetzt ist mir klar, wie viel „Vielfalt“ wirklich innerhalb Europas herrscht, vor allem in Bezug auf die verschiedensten Realitäten von Menschen aus Ost und West, Nord und Süd, Stadt und Land. Bei so vielen auf engem Raum zusammenkommenden Denkmustern, geschichtlichen Hintergründen, Sprachen, etc. ist es kein Wunder, dass unser aller „europäisches“ Verständnis diffundiert und uns die gemeinsame Kommunikation und Politik erschwert.
Dies führt zwangsläufig natürlich auch dazu, dass beispielsweise die EU Gesetze, Richtlinien und Ziele für unsere „globalen“ Probleme festlegt (Klima, Migration, Konfliktgebiete…), die vielleicht gerade mal für ein Viertel der Mitgliedsstaaten halbwegs realistisch sind.
Die EU öffnet uns jungen Menschen viele Türen und Chancen, uns zu engagieren und mitzureden. Viele von uns wissen kaum etwas über diese Förderungen, Projekte und Initiativen. Was ich mir demnach für die Zukunft im europäischen Sinn wünsche und wofür ich mich auch als Europäerin verantwortlich fühle, ist, mehr Chancengleichheit, Inklusivität, Transparenz und effizientere Kommunikationswege zu schaffen. Unsere verschiedenen Realitäten, auch im Hinblick auf die Generationen, die mehr zu berücksichtigen und zu verstehen, um Entscheidungen darauf aufbauen zu können.
Wordrap:
Europa – in ständigem Wandel
Grenzen – hauptsächlich auf persönlicher Ebene notwendig
Zukunft Europas – es bleibt spannend
Heimat – kein bestimmter Ort, eher das „große Ganze“
Politik – machen wir alle
Freiheit oder Sicherheit – das eine sollte das andere nicht ausschließen
Solidarität – Grundwert
Digitalisierung – Fluch sowie Segen
Klimawandel – Unsere täglichen Entscheidungen
Kultur – gehört zum Menschsein dazu
Junge Menschen – divers
Lieblingsort in Europa – überall, wo ich mich willkommen fühle
Einen Kaffee würde ich gerne trinken mit – Freunden, die einfach zu weit weg wohnen
Mein Lebensmotto – poco a poco
Kochen oder Restaurant – als Vegetarierin in Spanien eher Kochen
Was mir imponiert – Echtheit
Was ich nicht mag – Respektlosigkeit
Buch oder Film – beides!