Integrationsbotschafter, EU-Gemeinderat, Integrationskoordinator des österreichischen Integrationsfonds ÖIF – das sind nur einige Funktionen, die der gebürtige Albaner und seit 1997 in Österreich lebende Bahri Trojer innehat.
Der engagierte Pinzgauer ist unser Europäer des Monats und stellte sich einigen Fragen rund um seine Person und „sein Europa“.
EDIC: Herr Trojer, Sie gelten als glühender Europäer. Was zeichnet die Europäische Union aus Ihrer Sicht aus und warum ist sie nicht mehr wegzudenken?
B.T.: Vor dem ersten und zweiten Weltkrieg war ein vereintes Europa, so wie wir es heute kennen, undenkbar. Ideen für einen Völkerbund in Europa hat es auch früher gegeben, wie z.B. von Immanuel Kant, der im 18. Jahrhundert mit seinem berühmten philosophischen Entwurf „Zum ewigen Frieden“ den Aufbau einer völkerrechtlichen Ordnung in Form eines Völkerbundes forderte. Im Jahr 1922 wurde die Paneuropa-Union gegründet – diese war vor und nach dem zweiten Weltkrieg die wichtigste europäische Einigungsbewegung.
Für mich ist die Europäische Union eine Erfolgsgeschichte bzw. das größte und erfolgreichste Friedensprojekt der Erde. Die EU trägt seit mehr als 60 Jahren zur Förderung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa bei.
EDIC: Sie sind politisch als Gemeindevertreter in Ihrer Heimatgemeinde Hollersbach engagiert. Aus welcher Motivation heraus haben Sie zusätzlich noch die Funktion eines EU-Gemeinderates übernommen?
B.T.: Die Initiative des Außenministeriums und der Vertretung der EU Kommission in Österreich „Europa fängt in der Gemeinde an“ hat mich fasziniert. Daraufhin habe ich mich vor vielen Jahren als EU-Gemeinderat gemeldet, weil ich überzeugter Europäer bin. Als Integrationskoordinator bin ich landesweit unterwegs und habe sehr viele Kontakte mit Menschen. Das ist eine gute Möglichkeit, den Grundgedanken der Europäischen Union in den Gemeinden zu vermitteln. Die Vermittlerrolle zwischen der EU und der Bevölkerung ist sehr wichtig für mich.
EDIC: 2020 begehen wir das Jubiläum „25 Jahre Österreich in der EU“. Wie sehen Sie die Rolle Österreichs in der EU weitere 25 Jahre später, also im Jahr 2045?
B.T.: Seit dem EU-Beitritt vor 25 Jahren hat Österreich sehr stark profitiert – z.B. durch mehr Arbeitsplätze, mehr Wachstum, niedrigere Preise und den Euro. Die Roaming-Gebühren wurden abgeschafft, das EU-Projekt Erasmus+ gibt 18- bis 30-Jährigen die Chance, überall in Europa zu studieren oder ein mehrmonatiges Freiwilligenprojekt zu absolvieren. Es gilt die Reisefreiheit, Passkontrollen wurden abgeschafft und es gibt Förderungen für österreichische Landschaft und Kultur usw.. Österreich ist ein wichtiger und verlässlicher Partner und natürlich wurde Österreichs Rolle in der Welt durch die EU gestärkt. Österreich kann sehr viel für die Union beitragen und auch Krisen managen. Das beste Beispiel ist die Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Auch in Zukunft wird Österreich eine wichtige Rolle in der EU spielen und ich hoffe, dass die Union auch reformiert wird und wir eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik haben werden.