Europa ist auch Dein Kaffee mit Gerhard Gigi Grabner
Europa Cafe-Mobil in der Fußgängerzone mit Chef-Barrista Gerhard 'Gigi' Grabner

„Mein Europa“ – Gerhard Grabner

„Mein Europa bedeutet für mich meine persönliche Erfahrung mit der Europäischen Union. Ich bin immer ihr Befürworter und Verfechter gewesen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die EU in dieser globalen Welt eine absolute Notwendigkeit ist. Zugleich bin ich aber auch überzeugt, dass der Weg, der bis dato gegangen wurde, nicht unbedingt der richtige war. Eine Friedensunion, die Wirtschafts- und Währungsunion, Menschenrechte, das ist alles in bester Ordnung, aber Europa kann nur dann stark sein, wenn alle Bürgerinnen und Bürger, die darin leben, mit Leib und Seele hinter dem Projekt Europa stehen. Denn die Stärke entsteht durch das Volk. 

Und da kann man auch fragen, machen die Verantwortlichen etwas für die Menschen, die hinter diesem Projekt stehen sollen? Liefern sie etwas? Etwas wovon man sagen kann, dafür lohnt es sich am Morgen aufzustehen und am Abend mit einem Lächeln ins Bett zu gehen. Mit so einem Europa können wir dann global ein echtes Schwergewicht sein. 

Soweit kommt man allerdings nur, wenn man die breite Basis erreicht und nicht indem man schaut, dass man über die Billigpreise den Konsum hochhält. Ich hoffe, dass sich dieser europäische Kontinent nicht weiterhin über globalisierte Lobbyisten unter Druck setzen lässt. Denn dabei werden der breite Mittelstand und die Kleinbetriebe erdrückt, die verschwinden. Ich bin selber ein Betroffener. Ich bin in diese Globalisierungsmaschinerie hineingekommen mit meinem Unternehmen. Ich bin ein Geschädigter dieser unkontrollierten in ihrer Dynamik verlorenen Globalisierung. Das ist meiner Ansicht nach eine Gefahr für diesen europäischen Kontinent. 

Investitionen brauchen Vertrauen“ 

Derzeit haben die Menschen ein Gefühl der Unsicherheit. Man weiß, es kommt etwas. Wenn ich ein Gefühl habe, das mich daran hindert entspannt Investitionen zu tätigen, dann ist eine Krankheit im Umlauf. Für Investitionen wird Vertrauen in die Zukunft benötigt. Wer, außer die globalen Player traut sich heute auf fünf, sieben, zehn Jahre im geschäftlichen oder zwanzig Jahre im privaten Bereich zu investieren? Als ich vor 39 Jahren ein Haus zu bauen begonnen habe, hatten wir nichts außer Vertrauen in die Zukunft und die Unterstützung der Bank, die an mich und meine Familie geglaubt hat. Wir haben uns zu einem Mittelstand hochgearbeitet. Jetzt habe ich das Gefühl, dass einem der Teppich unter den Füßen weggezogen wird.

Dem Wirtschaftssystem als solchem kann man nicht mehr vertrauen. Das ist alles irrsinnig instabil. Das wackelt gerade wahnsinnig. Darum gibt es kein Vertrauen, von den Kleinen und vom Mittelstand. Und deswegen gibt es reichlich Kritik an diesem Europa.

Es wäre ein absoluter Traum, wenn es gelingen könnte, dass wir uns einen Kontinent auf breiter Basis von unten nach oben, Klein- und Mittelbetrieben schaffen, und nicht diese unkontrollierte globalisierte mächtige Struktur, die alles Kleine erdrückt.

Ich habe als Unternehmer des Mittelstandes in der Textilbranche mit dem Beitritt der Europäischen Union meinen eigenen Untergang unterschrieben. Aber ich würde ihn noch einmal unterschreiben, weil ich nicht an mein eigenes Geschäft denke, sondern weil es mir um diesen Kontinent geht. Wir brauchen dieses Staatenbündnis. Was könnten einzelne europäische nationale Staaten Amerika oder China anbieten oder entgegenhalten? Jeder für sich alleine wären alle verloren. Der Grundgedanke ist schwer in Ordnung, aber die Umsetzung ist schwer mangelhaft. 

Ich glaube an das Prinzip weniger ist mehr. Diese künstliche Masse, wo man ständig den Menschen erklärt, was er nicht alles braucht und gleich bei Amazon kaufen soll. Was passiert denn, wenn so eine Macht entsteht? Es sterben andere. Zwangsweise. Und niemand hilft den klein- und mittelständischen Betrieben. Ich kenne die Zeit in der wir in Österreich 600 Sporthändler hatten. Ich kenne die Zeit in der wir in Österreich eine Vielzahl an mittelständischen Textilfirmen gehabt haben. Jetzt haben wir vielleicht noch 150. Und ich bin einer davon, und mich gibt es inzwischen auch schon nicht mehr. Und andere werden auch noch sterben und irgendwann gibt es dann nur noch Amazon und die ganz großen. 

Jene Menschen, die davor klein und mittelständische Unternehmer waren, sind dann in Teilzeit angestellt. Rackern sich ein Arbeitsleben lang nur um zu überleben ab und haben am Ende des Tages so gut wie keine Pension. Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig! Das ist der Weg, den wir gerade gehen. Ich bin jetzt weder der Wissenschafter oder Ökonom, der da die Lösung auf den Tisch legen kann, ich kann das Problem aufzeigen. 

Das eigene Spiel beherrschen“ 

Europa muss insgesamt umdenken. Wir müssen industriemäßig wieder vieles zu uns zurückholen. Wir sollten nicht, weils billiger ist, viele Dinge nur in China, Bangladesch, Indien oder sonstigen billig produzierenden Ländern machen lassen. Wir in Europa, müssen unsere eigene Industrie mit Bedacht auf Klima und Arbeitsplätze stärken. 

Vielleicht gibt es dann auch Handelsbeziehungen, mit denen man die anderen nicht benützt, in dem sie einfach die billigsten sein müssen. Wo man sagt, Handelsbeziehungen ja, aber unter bestimmten Umständen. Wir kaufen das bei euch, wenn ihr imstande seid, das so zu produzieren, dass der Mensch und die Umwelt dadurch nicht ausgebeutet wird.

Ich sehe gerade jetzt eine große Chance. Die Menschen sind sensibilisiert, die Menschen brauchen auch wieder das Gefühl von einer starken Umgebung, einem sicheren Umfeld. Durch dieses Schockerlebnis (Corona) das wir derzeit gerade auch haben. Wo man sieht, dass man sich dann ja nicht auf andere verlassen kann, außer auf sein eigenes Haus, sprich das Haus Europa, diese Gemeinschaft Europa, die natürlich auch erst entstehen muss. Das ist natürlich nicht so einfach, denn man muss ja alle unter einen Hut bringen. Aber das ist genau die Kunst und wenn das gelingt, dann schaffen wir hier ein kleines Paradies. Ich finde man muss nicht immer ganz oben mitspielen. Man kann ganz oben sein, indem man sein eigenes Spiel beherrscht. 

Gerhard Grabner, Unternehmer 05.05.2020

 

Corona – Die Folgen werden geschichtsträchtig.

Kaffee oder Tee? – Kaffee.

Österreich – Einfach großartig im ❤️ von Europa.

Hund oder Katze? – Das eine schließt das andere nicht aus.

Brexit – Katastrophe, großer Verlust, nicht wieder gut zu machender Schaden durch Versagen der europäischen Wertegemeinschaft.

Krise oder Chance? – Beides wie immer, hoffentlich siegt die Chance.

Krypto-Währungen – Bin dabei, mit unbekanntem Ausgang.

Freiheit oder Sicherheit? – Freiheit!

Klima – Ohne Kompromisse vor allem.

Buch oder Film? – Film.

Spiritualität – Körper, Geist und Seele. Ich habe die Harmonie und den Einklang bis heute nicht geschafft.

Künstliche Intelligenz – Nicht für jeden Blödsinn.

E.T. – Will ich nicht ausschließen.

Lieblingstier – Hund.

Kochen – Entspannung.

Sport – Macht Spaß.

Natur – Ein Anker in meinem Leben. Für mich die absolute Vollkommenheit. Gibt mir Kraft.