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„Mein Europa“ – Mag. Christina Jungmayr

Seit 2011 bin ich Lehrerin an der BHAK/BHAS Hallein für Englisch und Geografie und engagiere mich dafür, die EU-Institutionen für Schülerinnen und Schüler greifbar zu machen. Nachdem ich selbst ein Erasmus-Studienjahr an der Oxford Brooks University in Großbritannien absolvierte, ist es mir ein besonderes Anliegen, sowohl SchülerInnen als auch das Kollegium dabei zu unterstützen, an Ausbildungen, Workshops, Praktika oder einem Austausch mit Schulen in anderen EU-Staaten teilnehmen zu können oder mit EU-Institutionen zusammenzuarbeiten. Dabei hilft die gerade erst erfolgreich gemeisterte Erasmus+ Akkreditierung für Schulbildung, die für den Zeitraum 2021 bis 2027 vom OeAD, der nationalen Agentur für Bildung und Internationalisierung, ermöglicht wird.

Für die Maturajahrgänge organisierte ich bereits einige Straßburg-Reisen, um zusammen mit Schülerdelegationen aus anderen EU-Mitgliedsländern am Euroscola-Programm im Europäischen Parlament teilzunehmen. Die SchülerInnen sitzen dabei nicht nur auf den Plätzen der EU-ParlamentarierInnen, sondern simulieren einen Tag lang deren Aufgaben, die diese üblicherweise im Plenarsaal und in Ausschussgruppen erledigen. Somit tauchen sie in den Verantwortungsbereich unserer politischen VertreterInnen ein und erleben, wie aufwendig es sein kann, zu diskutieren, zu argumentieren und zu einem Konsens zu finden. Abschließend vor einem internationalen Publikum von über 500 ZuhörerInnen unsere Schule vorzustellen oder einen Vortrag zu halten, ist eine Gelegenheit, auf die schon so manche unserer AbsolventInnen stolz zurückblicken können.

Unterstützt durch das Salzburger Verbindungsbüro in Brüssel konnte ich zusammen mit Frau Mag. Michaela Petz-Michez und ihrem Team bereits einige Reisen in die EU-Hauptstadt organisieren. Zuletzt sogar mit einem Zwischenstopp in Luxemburg, wo der Europäische Gerichtshof und Rechnungshof mit auf dem Programm standen. Es geht darum, gemeinsam mit Menschen, die in den EU-Institutionen arbeiten oder mit diesen eng kooperieren, Schlüsselerlebnisse zu schaffen, die unsere Jugend für ihre Zukunft prägt. All diejenigen Personen, die uns direkt von ihrem individuellen Werdegang und jetzigem Schaffensbereich erzählen, geben den Institutionen Gesichter. Mit diesen persönlichen Erfahrungen wird die EU greifbarer und näher ins Klassenzimmer geholt.

Ich bin stolz darauf, dass die BHAK Hallein seit September 2019 eine zertifizierte Botschafterschule des Europäischen Parlaments ist. Somit ist es mir ein Anliegen, auch in Schuljahren, die durch Covid-19 keine physischen Schülermobilitäten zulassen, den europäischen Gedanken zu verbreiten und bei den SchülerInnen das Bewusstsein zu stärken, European Citizens zu sein. Seit Herbst 2020 konnten bereits einige Klassen an Zoom- bzw. TEAMS-Meetings und Workshops teilnehmen, wie beispielsweise die 2. Klasse HAS an Europa bewegt – in Kooperation mit EDIC Salzburg Süd – dabei sein durfte. Eine Schülerdelegation aus verschiedenen Klassen nahm an der dreitägigen Digi-Session 2020 des European Youth Parlament Austria im Dezember teil, die an einem Wochenende stattfand.

Die SchülerInnen der BHAK/BHAS Hallein sind motiviert – sie wollen Erfahrungen im Ausland sammeln, was auch bald wieder möglich sein wird. Zusätzlich sind sie jetzt mit Kompetenzen ausgestattet, auch professionell an online-Meetings teilzunehmen. Ein Kommunikationsmodell, auf das in der Wirtschaft und der internationalen Zusammenarbeit in Zukunft nicht mehr verzichtet werden kann, da bin ich mir sicher.

In so vieler Hinsicht ist das Lehrerteam an unserer Schule mehr denn je am Puls der Zeit. In meinem Beruf bereitet es mir Freude, jungen Menschen neue Perspektiven zu verschaffen und sie dadurch zu motivieren, noch mehr aus sich herauszuholen. Über Projektförderungen durch Programme wie Erasmus+ funktioniert das ausgezeichnet. Innerhalb des letzten Schuljahres hatten auch wir LehrerInnen einiges an Kompetenzen zu erlernen, um unsere SchülerInnen online zu unterrichten. Das ist ein wichtiger Aspekt, den wir unserer Jugend auch weiterhin vorleben sollten – nie damit aufhören zu wollen, etwas dazuzulernen. Und so freue auch ich mich bereits auf neue Fortbildungsmöglichkeiten über Erasmus+ für uns LehrerInnen.

Eine Sache, die mich besonders schmerzt, ist der Brexit, durch den die Austausch- und Fortbildungsprogramme mit Großbritannien derzeit auf Eis gelegt bzw. sehr unsicher geworden sind. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass dahingehend noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde. Bis dahin sehe ich eine Chance, dass ausgezeichnete Universitäten anderer EU-Mitgliedsstaaten nun stärker ins Visier der Schüler/innen und StudentInnen rücken. Als ehemalige Studentin an der Universität Salzburg hebe ich besonders hervor und bin dankbar dafür, dass durch internationale Kooperationen der Universitäten meine Auslandsstudienaufenthalte in Oxford (Großbritannien) und der University of Salt Lake City, Utah (USA) sowie die Arbeit als Teaching Assistant in Cambridge (GB) überhaupt erst möglich gemacht wurden. Meine dadurch gewonnenen Erfahrungen und die Begeisterung für meine Fächer versuche ich in jeder Stunde an meine SchülerInnen weiterzugeben.

 Europäische Union – Dieses Friedensprojekt wird nach der Bewältigung der Coronakrise wichtiger denn je werden, wobei wir unsere Vielfalt als Chance sehen sollten.

 Schokolade oder Chips – Schokolade

 Österreich – Meine Heimat, die ich durch meine Auslandsaufenthalte erst recht schätzen lernte.

 Brexit – Tut mir persönlich im Herzen weh, da ich drei Jahre in Großbritannien gelebt habe – eine Zeit, die ich nicht missen möchte.

 Freiheit oder Sicherheit? – Ich schätze die Freiheit, die wir in Europa genießen und bin gleichzeitig froh um die Sicherheit, in der wir leben dürfen.

 Umweltschutz – Da ich mir des größeren ökologischen Fußabdrucks aufgrund der Reisen bewusst bin, versuche ich ihn anderswo möglichst klein zu halten – Einkauf, Re- & Upcycling.

 Vertrauen oder Kontrolle? – Ich bin ein kleiner Kontrollfreak und Listenschreiber – vor allem, wenn andere Menschen von mir abhängig oder mir anvertraut sind. Geht es nur um mich, kann ich (mich) anderen Menschen sehr gut (an)vertrauen.

 Film oder Buch? – Beides dient mir zur Entspannung und Inspiration, je nach Genre und Thema.

 Urlaub auf der Alm oder am Meer? – Die Alm empfinde ich als entspannend und unkompliziert, aber meine Sehnsuchtsorte liegen fast alle am Meer.

 Lieblingsplatz – Unter den Apfelbäumen in unserem Garten.

 Selber kochen oder bekochen lassen? – Ich freue mich über jede Einladung zum Essen, koche aber zur Entspannung sehr gerne mit meinem Ehemann.

Lieblingsstadt in Europa – Reykjavik – bunt, kreativ, innovativ und trotzdem traditionsbewusst.