Was mich mit Europa verbindet? – Meine Freundschaften: Ob aus Nordirland, Zypern, Tschechien, Frankreich, Slowenien, Spanien, Griechenland, Italien, der Republik Moldau, Ungarn…ein Großteil meiner Freunde und Freundinnen stammt aus und lebt in verschiedenen Ländern Europas. Mit ihnen teile ich viele Gemeinsamkeiten und den Spirit einer „Europäischen Familie“, die über nationale Grenzen hinwegsieht, -denkt und -lebt. Ich liebe es, in andere Kulturen einzutauchen, die kleine Irin, Tschechin oder Zypriotin in mir zu entdecken und auch die Sprachen zu lernen. Gastfreundschaft spielt dabei eine wichtige Rolle. Ich durfte schon oft durch meine Bekannten und Freunde ein Land auf persönliche Weise kennenlernen und selbst bereitet es mir auch große Freude, meine Heimatstadt Steyr näher zu bringen und Besuch z.B. in mein Elternhaus mitzunehmen.
Wie lernte ich all die Leute kennen?
So wie sich die EU immer wieder erweitert hat, erweiterten sich bei mir seit meiner Kindheit die Kreise, die ich mit der EU zu tun hatte und somit auch mein Freundeskreis.
Seit meiner Musikhauptschulzeit habe ich mich für andere Kulturen und Sprachen interessiert. Ich hatte das Glück im Rahmen eines Chorprojekts mit 13 Jahren an einem Schüler/innenaustausch mit Tschechien teilzunehmen. Dort wurde ich von einer Gastfamilie sehr herzlich aufgenommen. Bald wurde klar, dass es keine perfekten Sprachkenntnisse braucht, um sich zu verstehen. Es entstand eine Freundschaft zwischen unseren Familien, die bis heute anhält.
In meiner Jugendzeit herrschte Aufbruchsstimmung in der EU. Die Einführung des Euro, das Reisen ohne Grenzkontrollen, die EU-Kulturhauptstadt Graz und die EU-Erweiterungen waren Themen in der Schule (HLW für Kultur- und Kongressmanagement).
Am meisten spürte ich den „Spirit“ Europas allerdings durch EU-geförderte Jugendbegegnungen, die ich mit dem „Jugendzentrum Gewölbe“ unternahm. Dabei reisten wir in den Sommerferien einmal nach Italien, nach Zypern und nach Nordirland und lernten dort Jugendliche aus verschiedensten Europäischen Ländern kennen. Jedes Mal spielte das Thema „Frieden“ eine große Rolle. Ich lernte andere Kulturen und Gepflogenheiten kennen und verstehen und erfuhr hautnah, dass es nicht selbstverständlich ist, in einem Land zu wohnen, in dem es keine Betonwände und Stacheldrähte gibt, um „Frieden“ zu gewährleisten.
Auch von diesen Begegnungen hielten sich Freundschaften bis heute und das, obwohl damals Briefe noch teilweise wochenlang unterwegs waren und Telefonminuten ins Ausland sehr kostbar. Die Einführung von E-Mails war da wirklich eine große Errungenschaft.
In der Studienzeit folgten viele weitere internationale Bekanntschaften, denn unser Stockwerk im Studentenheim war bunt gemischt. Viele der internationalen Studenten und Studentinnen konnten aufgrund von Erasmus+ und Co einen Teil ihres Studiums in Wien absolvieren. Die multikulturellen Brunches in unserer Gemeinschaftsküche waren ein Highlight an das ich immer wieder gerne zurückdenke. Zum Abschluss meines Studiums verbrachte ich drei Monate in Belfast mit Recherchen zum Thema „Gefängnistheater“. Basis für dieses Interesse waren meine Erfahrungen vom Jugendaustausch in meiner Jugendzeit.
Die bisher letzte Zone meiner „EU-Erweiterungen“ ist meine Arbeit im „Jugendzentrum Gewölbe“. Die Hauptmotivation dort tätig zu sein war für mich, die Erfahrungen, die ich dort gemacht hatte auch zukünftigen Generationen zu ermöglichen. Nun bin ich mittlerweile das elfte Jahr dort und ich liebe es immer noch, internationale und interkulturelle Begegnungen zu organisieren, denn sie bewirken so viel im Leben einzelner – sei es durch die Verstärkung unseres Teams durch Freiwillige aus dem Europäischen Solidaritätskorps, „Kulinarische Begegnungen“ mit Jugendlichen, die schon im Ausland waren oder von anderen Ländern kommen oder Austauschprojekte in und mit anderen Ländern. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie bereichernd und lebensverändernd solche Begegnungen sein können und darum ist es auch die vielen Seiten EU-Anträge und das Überwinden etwaiger bürokratischer Hürden wert.
Doch nicht nur für die Jugendlichen gibt es Austauschprojekte. So genieße ich es sehr, immer wieder auch als Teilnehmerin bei Trainingskursen aktiv zu sein um neue Entwicklungen und Methoden in der Jugendarbeit kennenzulernen und Partnerschaften aufzubauen. So war ich noch Anfang März 2020 in Lettland bei einer sehr beeindruckenden Fortbildung zum Thema „systemic approach“, bei der gleich eine starke Verbindung unter Teilnehmer/innen entstand. Corona stand dort schon vor unser aller Tür und so war nach der Heimreise der erste Lockdown unter anderem geprägt von Erfahrungsberichten aus Italien, Portugal, Russland, Serbien und Co und gab irgendwie Mut, gemeinsam durch diese Zeit zu gehen.
Europäische Union bedeutet für mich: Ein Friedensprojekt, das mir schon viel in meinem Leben geschenkt hat.
Kaffee oder Tee? Je nach dem, in welchem Land ich bin oder an welches ich denke. Irland: Tee, Italien: Kaffee
Hund oder Katze? Katze
Sport – ist anstrengend. Ich liebe es zu tanzen, da merkt man die Anstrengung nicht so und es erfüllt mich, mit der Musik im Einklang zu sein.
Österreich ist für mich: Glück und Dankbarkeit, hier geboren zu sein.
Film oder Buch? – Film
Lieblingsplatz – Eine kleine Schottische Insel, auf der nur 16 Personen leben
Selber kochen oder Essen gehen? – Kochen mit Freunden
Lieblingsstadt in Europa – London
Nächstes Urlaubsziel – Bretagne
Ich wünsche mir für die EU: Wohlwollen untereinander und anderen gegenüber