Rede von Präsident Juncker anlässlich des SZ-Wirtschaftsgipfels „Vertrauen schaffen“: „Wohin steuert Europa?“

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

und für viele von Ihnen, liebe Freunde,

ich komme aus Paris mit Zwischenstopp in Luxemburg, und ich bin froh heute Morgen hier zu sein, um an diesem Wirtschaftsgipfel teilzunehmen. Das Thema ist: Vertrauen schaffen – wohin steuert Europa? Das klingt erstmal antinomisch. Ist es aber nicht, weil Herr Kister hat darauf hingewiesen, dass doch vieles in den letzten Jahren und Jahrzehnten besser geworden ist. Man traut Europa nicht zu, auf die im Detail beeindruckenden Leistungen der Europäischen Union hinzuweisen. Sie haben ja von Ihrem Vater geredet – Fritz, jetzt weiß ich auch, dass er Fritz heißt, grüßen Sie ihn schön. Mein Vater hieß Joseph und er war auch Soldat im Zweiten Weltkrieg, weil die Luxemburger, die zwischen 1920 und 1927 geboren wurden, wurden in die Wehrmacht zwangsrekrutiert, kämpften eigentlich gegen diejenigen, die dabei waren, ihr Land zu befreien. Mein Vater hat, als ich mich in meiner pubertären Glanzzeit befand und mich über alles beklagte, was in der Welt und zuhause nicht stimmt, mir gesagt: "Als ich im Bahnhof Luxemburg aus russischer Gefangenschaft wieder in der Heimat ankam, habe ich mir gesagt, ich beklage mich nie mehr." Und er hat sich auch nie mehr beklagt. Und das habe ich in meiner Erbmasse gespeichert: man soll sich nur beklagen, wenn es Grund zur Klage gibt. Es gibt in Europa, bei allen Schwierigkeiten, die wir haben und in der Mitte von all diesen Irrungen und Wirrungen, kaum Grund sich zu beklagen. Weil Europa bleibt der schönste Ort zum Leben und das wissen alle – mit Ausnahme der Europäer. Mehr