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Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025

Die EU-Kommission hat am 5. März ihre Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern 2020-2025 (Factsheet) vorgestellt. Sie wird die Gleichstellungsperspektive in alle Politikbereiche der EU einbeziehen (sog. Gender Mainstreaming). Dabei geht es u.a. um die Beendigung von geschlechtsbezogener Gewalt und Geschlechtsstereotypen, Gewähr­leistung der gleichen Teilhabe und der gleichen Chancen am Arbeitsmarkt – einschließlich des gleichen Entgelts, und die Verwirklichung einer ausgewogenen Vertretung von Frauen und Männern in Entscheidungspositionen und Politik.

Zentrale Maßnahmen der Gleichstellungsstrategie 2020-2025 – hin zu einer Union der Gleichheit sind:

Freiheit von Gewalt und Stereotypen

Die EU-Kommission will geschlechtsspezifische Gewalt stärker bekämpfen, geschlechts­spezifische Gewalt soll EU-weit gestraft werden können. Sie fordert alle Mitgliedstaaten auf, das Übereinkommen über die Beseitigung von Belästigung und Gewalt in der Arbeitswelt der Inter­nationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu ratifizieren. Ab 2021 sollen durch das Programm Horizont Europa Projekt gefördert werden, die aufzeigen, wie geschlechtsspezifische Diskriminierungen im Bereich der künstlichen Intelligenz bekämpft werden können. Darüber hinaus möchte die Kom­mission mit einem Rechtsakt über digitale Dienste illegale Aktivitäten und Gewalt gegen Frauen im Internet bekämpfen. Das Programm Kreatives Europa soll Projekte zur Förderung der Geschlechtergleichstellung unterstützen.

Geschlechtergerechte Wirtschaft

Die Strategie legt einen starken Fokus auf die Verringerung der geschlechterbeding­ten Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt, die Verwirklichung einer ausgewogenen Beteiligung von Frauen und Männern in verschiedenen Wirtschaftszweigen, die Bekämpfung des Lohn- und Rentengefälles zwischen Frauen und Männern sowie den Abbau des Gefälles bei Betreu­ungs- und Pflegeaufgaben.

Konsultation zur Entgelttransparenz

Um das Problem der ungleichen Bezahlung zwischen Män­nern und Frauen zu beheben, hat die Kommission eine öffentliche Konsultation zur Entgelt­transparenz eingeleitet. Noch bis zum 28. Mai 2020 können im Rahmen dieser öffentlichen Konsultation Rückmeldungen gegeben werden.

Gleichberechtigte Führungsverantwortung in der Gesellschaft

Die Strategie strebt eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in Entschei­dungspositionen sowie auf allen Ebenen der Politik an. In diesem Zusammenhang wird die Kommission auf die Annahme ihres Richtlinienvorschlags aus 2012 für eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in den Leitungsorganen von Unternehmen drängen. Die Kommission hat sich selbst zum Ziel gesetzt, bis Ende 2024 auf allen Führungsebenen Geschlechterparität zu erreichen.

Global ist Europa Vorreiter bei der Gleichstellung, doch verdienen Frauen in der EU im Durchschnitt 16 % weniger als Männer (in Österreich sind es sogar fast 20 %) – und das, obwohl mehr Frauen ein Hochschulstudium absolvieren. Zudem sind nur 8 % der Vorstands­vorsitzenden der größten Unternehmen in der EU weiblich. Rund ein Drittel der Frauen in der EU hat körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, 55 % wurden sexuell belästigt.

Task-Force für Gleichheitspolitik

Aus den genannten Gründen wird die Kommission die Geschlechterperspektive in alle wichtigen Initiativen einbeziehen. Dazu wird eine Task-Force für Gleichheitspolitik einge­richtet. Auch die geplanten Maßnahmen im Zuge des Europäischen Grünen Deals können zu unter­schiedlichen Auswirkungen auf Männer und Frauen führen, so das Strategiepapier.

Finanzierung von Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter in der EU

Das Thema der Gleichstellung soll im gesamten Finanzrahmen berücksichtigt werden, vor allem im Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+), im Europäischen Fonds für Regionale Ent­wicklung (EFRE), im Rahmenprogramm Kreatives Europa und im Programm InvestEU.

Fin­anziert werden sollen u.a. Maßnahmen zur Förderung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, Investitionen in Betreuungseinrichtun­gen, die Unterstützung der unternehmerischen Tätigkeit von Frauen, die Bekämpfung der Geschlechtertrennung in bestimmten Berufen sowie die Behebung des unausgewogenen Anteils von Mädchen und Jungen in einigen Bereichen der allgemeinen und beruflichen Bildung. Laut Verordnungsvorschlag für die Europäischen Struktur- und Investitions­fonds (ESIF) 2021-2027 (sog. allgemeine Verordnung oder Dachverordnung) muss jeder Mitglied­staat über einen nationalen strategischen Rahmen für die Gleichstellung der Geschlechter verfügen.

Perspektive

Bis Ende 2020 wird die Europäische Kommission verbindliche Maßnahmen vorlegen.