Zukunftscafé Europa am 24.2.2022

Zukunftscafé Europa – Ideen für die künftige Entwicklung Europas

Wie soll Europa in 20 Jahren ausschauen? Was ist den Bürgerinnen und Bürgern wichtig? Und welche Werte sind zentral für eine europäische Gemeinschaft? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmenden beim gestrigen Zukunftscafé Europa. Die Online-Veranstaltung wurde von EUROPE DIRECT Vorarlberg gemeinsam mit dem Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung organisiert und in Kooperation mit dem BürgerInnen Forum Europa und dem Europäischen Ausschuss der Regionen durchgeführt.

Philippe Narval – Solidarität nach außen und nach innen

Nach der Begrüßung durch Landtagspräsident Harald Sonderegger folgten drei Impulsreferate mit Utopien für Europa: Philippe Narval vom Europäischen Forum Alpbach ging zunächst auf die aktuelle Situation in der Ukraine ein und betonte, wie wichtig es ist, in Europa eine Balance herzustellen zwischen einem starken Europa mit gesicherten Außengrenzen und einem solidarischen Europa, das Platz für Menschen und Flüchtlinge aus anderen Ländern hat. Solidarität nach außen und nach innen, beispielsweise durch ein europäisches Freiwilligenkorps, ist eine Voraussetzung, um für künftige Herausforderungen wie die Klimakrise und Transformationsprozesse gewappnet zu sein.

Verena Ringler – Partizipation und Kommunikation

Verena Ringler, Direktorin von European Commons, bezeichnete in ihrem Impulsreferat den European Green Deal als größtes politisches Projekt in Europa. Durch die Klimamaßnahmen im Rahmen des Green Deal wird die Innovation stark gefördert. Gleichzeitig sind die Partizipation und die Kommunikation sowie persönliche Begegnungen zwischen allen Beteiligten auf allen Ebenen unabdingbar, damit die Maßnahmen von allen mitgetragen werden: Die Maßnahmen des Green Deal erfordern sowohl große Änderungen in der Wirtschaft als auch wesentliche Anpassungen unseres individuellen Lebensstils.

Rüdiger Görner – mehr Bildung zum Thema Europäische Union

Der Autor und Literaturwissenschaftler Rüdiger Görner wies in seinem Beitrag darauf hin, dass die Europäische Union immer eine utopische Dimension habe, da die Zusammenarbeit der europäischen Staaten ein offenes Projekt ohne bereits feststehendes Ziel sei. Dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Als Voraussetzung für ein in der Bevölkerung stark verankertes Europa sieht er z.B. die verbindliche Einführung eines neuen Unterrichtsfachs „Europäistik“ in allen Schulen der EU-Mitgliedstaaten. Seiner Meinung nach hat der Bildungsmangel, was die EU eigentlich ist und bewirkt hat, schlussendlich zum BREXIT geführt.

Europaklasse – Gleichberechtigung und Maßnahmen gegen Klimawandel

Carol Prantner und Ella Tänzer von der Europaklasse des Gymnasiums Schillerstraße präsentierten die wichtigsten Ergebnisse aus ihrem Workshop zur Zukunft Europas. Sie wünschen sich eine faire und gleiche Bezahlung von Frauen und Männern, was sich auch auf die Kinderbetreuung und deren Aufteilung auswirken würde. Gleichzeitig soll die Wehrdienstpflicht entweder geschlechterneutral, d.h. für alle gleich sein oder gänzlich abgeschafft werden, damit auch hier kein Ungleichgewicht besteht. Weitere wichtige Punkte für die Jugendlichen sind der gleiche Zugang zum Bildungssystem für alle Schichten unabhängig von ihrem sozioökonomischen Status sowie ein dringendes Handeln und Umsetzen von Maßnahmen gegen den Klimawandel. Hier ist kein zeitlicher Spielraum mehr gegeben und die Schülerinnen und Schüler befürchten eine Einschränkung ihres Lebensraums und ihrer Lebensqualität aufgrund von bisherigen und jetzigen Versäumnissen.

Austausch in Kleingruppen

In Kleingruppen erfolgte anschließend ein Austausch zwischen den Teilnehmenden zu den gehörten Utopien und ihren eigenen Visionen. Als Ideen genannt wurden u.a. eine Ausweitung der Erasmus-Programme, eine europäische Universität, eine Regionalkammer auf europäischer Ebene mit mehr Entscheidungsbefugnissen sowie stärkere Strukturen für die EU, damit Entscheidungen rascher getroffen werden können.

Podium mit Vertreter/innen von allen vier Ebenen: EU, Bund, Land und Gemeinde

Diese Ideen wurden im Plenum aufgegriffen und mit dem Ersten Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments Othmar Karas, Europaministerin Karoline Edtstadler, Landtagspräsident Harald Sonderegger und Gemeindeverbandspräsidentin Andrea Kaufmann diskutiert. Die politischen Vertreterinnen und Vertreter betonten, wie wichtig gerade jetzt bei der Ukraine-Krise ein gemeinsames Auftreten der EU-Mitgliedstaaten ist. Für die künftigen großen Herausforderungen auf europäischer Ebene wie Klimawandel, Digitalisierung und gesellschaftliches Zusammenleben muss auf allen Ebenen – EU, Bund, Land und Gemeinde – gut und eng zusammengearbeitet werden, damit die Menschen vor Ort erreicht werden und Veränderungen mittragen. Das Miteinanderreden und das Schließen von Kompromissen sind die Basis für ein gutes Gelingen und Vorwärtskommen der Gesellschaft.