Buket Borihan und Nadia Kutscher ©Land Vorarlberg

Vortrag von Nadia Kutscher zur Digitalisierung in der Sozialen Arbeit

Über die Herausforderungen, Möglichkeiten und ethischen Fragen bei der Digitalisierung in der Sozialen Arbeit referierte Nadia Kutscher auf Einladung von Schloss Hofen im Oktober an der Fachhochschule Vorarlberg. Der Vortrag wurde in Kooperation mit EUROPE DIRECT Vorarlberg durchgeführt.

In ihrem spannenden Vortrag zeigte Nadia Kutscher, Professorin für Erziehungshilfe und Soziale Arbeit an der Universität zu Köln, die Möglichkeiten und Risiken von digitalen Anwendungen in der Sozialen Arbeit auf. Mit vielen anschaulichen Beispielen illustrierte sie die Fakten und stellte den Bezug zur täglichen Arbeit im Sozialbereich her.

Chancen und Risiken der zunehmenden Digitalisierung

Zunächst erläuterte die Referentin den Unterschied zwischen Mediatisierung und Digitalisierung und die verschiedenen Aspekte der Digitalisierung. Sie wies darauf hin, dass eine zunehmende Digitalisierung nicht für alle Bereiche der Sozialen Arbeit funktioniert.

Zu den Vorteilen der Digitalisierung in der Sozialen Arbeit zählen, dass Sozialarbeiter z.B. über die Sozialen Medien mehr Jugendliche erreichen und auf diesem Weg auch Online-Beratungen durchführen können. Sie sind näher an der Lebenswelt ihrer Klienten dran, erschließen neue Zielgruppen und können direkt mit diesen in Kontakt treten. Dies ist aber nur unter strenger Einhaltung des Datenschutzes möglich.

Eine digitalisierte Falldiagnostik bietet ebenso Vor- und Nachteile. Einerseits wird nach immer gleichen objektiven Maßstäben geurteilt, andererseits gibt es keinen Spielraum für subjektive Gestaltungsspielräume. Eine mangelhafte Dateneingabe kann zu einer fehlerhaften Bewertung führen. Zudem lassen sich nicht alle Faktoren in Parametern oder Zahlen erfassen, sodass sie in die Bewertung einfließen.

Digitale Ungleichheit und Big Data

Die digitale Ungleichheit, d.h. der unterschiedliche Zugang zu digitalen Geräten und somit auch Social Media, darf nicht vernachlässigt werden. So waren z.B. viele junge Flüchtlinge ohne eigenen Computerzugang während des Lockdowns großteils von digitalen Angeboten und den sozialen Medien ausgeschlossen.

Die Gefahr einer zunehmenden Digitalisierung in der Sozialarbeit liegt in Big Data: Eine klare Trennung von beruflichen und privaten Netzwerken ist unabdingbar. Die Klienten sind auf die Gefahren der digitalen Mediennutzung aufmerksam zu machen. Durch das Predictive Policing wird das Schubladendenken gefördert und kausale Zusammenhänge werden hergestellt, die nicht immer zulässig sind. Dabei kann es passieren, dass man versehentlich mit einem falschen Stempel bedacht wird, der sich kaum oder nur schwer wieder entfernen lässt.

Lehrgang für Digitale Jugendarbeit

Der Vortrag fand im Rahmen des Lehrgangs für Digitale Jugendarbeit unter der Leitung von Buket Borihan von Schloss Hofen statt und stand allen Interessierten offen. Im Anschluss stellten die Besucherinnen und Besucher der Referentin viele fachspezifische Fragen und tauschten sich mit ihr über verschiedene Aspekte der Digitalisierung aus.