Grafik Farm to Fork
©Europäische Kommission

„Farm to Fork“ – Strategie: Europäische Kommission legt Aktionsplan für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion vor

Obwohl sich auch in der Europäischen Union seit Wochen alles um die Covid-19-Pandemie dreht, hat die Europäische Kommission ihr Hauptthema, den Umwelt- und Klimaschutz, nicht aus den Augen verloren und eine neue Strategie für den Aufbau eines gesunden und nachhaltigen Lebensmittelsystems vorgelegt. Die „Farm to Fork“ – Strategie („Vom Hof auf den Tisch“) zielt u.a. darauf ab, den Einsatz von Pestiziden, Düngemittel sowie Antibiotika in der Tierhaltung signifikant zu senken und die ökologische Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen in der Europäischen Union deutlich zu steigern

27 Initiativen für ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem

Die am 20. Mai 2020 von der Europäischen Kommission veröffentlichte „Farm to Fork“ – Strategie ist ein Kernelement des „Grünen Deals“, der die Europäische Union zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt machen soll. Die Strategie schafft einen Rechtsrahmen für den Aufbau eines nachhaltigen Lebensmittelsystems und enthält in ihrem Anhang Vorschläge für 27 Initiativen, die im Laufe der nächsten Jahre in Gesetzesvorschläge gegossen werden sollen.

EU-Kommission hat sich ambitionierte Ziele gesetzt

Die Strategie enthält eine Reihe von Zielen, die innerhalb der nächsten zehn Jahre erreicht werden sollen:

  • Verringerung der Verwendung von und des Risikos durch chemische Pestizide um 50 %
  • Reduzierung der Nährstoffverluste bei gleichbleibender Bodenfruchtbarkeit um mindestens 50%, sodass der Einsatz von Düngemitteln um mindestens 20 % vermindert wird
  • Senkung der Verkäufe antimikrobieller Mittel in der Tierhaltung um 50 %
  • Ausweitung der ökologischen Bewirtschaftung der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in der Europäischen Union auf 25 %

Schnelleres Breitband-Internet und ein verpflichtendes Nährwertlogo

Darüber hinaus will die Europäische Kommission allen ländlichen Gebieten in den nächsten fünf Jahren Zugang zu einem schnelleren Breitband-Internet verschaffen, um den Weg für digitale Innovationen frei zu machen. Ebenso soll ein verpflichtendes Nährwertlogo für Lebens­mittel den Verbraucher beim Einkauf gesunder und nachhaltiger Lebensmittel unterstützen.

Kurzfristige Anpassungen aufgrund von Covid-19

Im letzten Moment wurde die „Farm to Fork“ – Strategie noch um einzelne Punkte im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie ergänzt. Diesbezüglich führte die Europäische Kommission aus, dass ein funktionierendes und widerstandsfähiges Lebensmittelsystem gerade in Zeiten von Krisen unabdingbar ist. Nur ein nachhaltiges und belastbares Lebensmittelsystem kann sicherstellen, dass Bürgerinnen und Bürger in jeder Situation ausreichend mit erschwinglichen Lebensmitteln versorgt werden.

Covid-19 sorgte für zeitliche Verzögerung

Die Präsentation der „Farm to Fork“ -Strategie war ursprünglich für Ende März geplant. Vor dem Hintergrund der Covid-19-Krise hatte sich dies mehrfach verzögert. Mit dem ver­späteten Veröffentlichungstermin Ende Mai waren aber nicht alle glücklich. Diverse EU-Abgeordnete bemängelten etwa, dass dringende Anpassungen aufgrund von Covid-19 nicht ausreichend in der Strategie berücksichtigt worden seien. Abgesehen davon müssten auch die Aus- und Nachwirkungen der Krise zuerst überwunden werden, bevor mögliche zusätzliche Belastungen aufgrund neuer Vorgaben umgesetzt werden können.

Die Europäische Kommission entgegnete den Vorwürfen insofern, als sie betonte, dass die Covid-19-Krise keine Ausrede für eine weitere Verschiebung der „Farm to Fork“ – Strategie sein dürfe. Die Krise habe gezeigt, wie wichtig es sei, die Balance zwischen dem mensch­lichen Handeln und der Natur wiederherzustellen.

EU-Biodiversitätsstrategie soll geschädigte Ökosysteme wiederherstellen

Gleichzeitig mit der „Farm to Fork“ -Strategie wurde auch die EU-Biodiversitätsstrategie – ebenfalls mit im Anhang konkret aufgelisteten, geplanten Initiativen – veröffentlicht, die ebenfalls ein wichtiges Element des Grünen Deals darstellt. Mit der Biodiversitätsstrategie möchte die Europäische Kommission den Verlust an biologischer Vielfalt stoppen und geschädigte Ökosysteme wiederherstellen. U.a. wird das Ziel verfolgt 30% der europäischen Land- und Meeresgebiete in wirksam bewirtschaftete Schutzgebiete umzuwandeln und mit diversen Initiativen die Wiederherstellung der Natur voranzutreiben.